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30.07.2020

Potenziale von integrierten Warehouse- und Transport Management Lösungen

Teambuilding Workshops werden oft mit dem Eingangsstatement eröffnet: „Allein sind wir stark, gemeinsam sind wir stärker“. Lässt sich diese platte aber auch inspirierende Aussage auch auf die IT-Systeme der Supply Chain Execution übertragen?

Ist eine starke Zusammenarbeit dieser Systeme z.B. für Warehouse Management und Transport Management ein wertvoller Nutzen, den man stärker, sozusagen „als starkes gemeinsames System-Team“ ausprägen sollte? Aktuell findet man zum Teil auch aufgrund unterschiedlicher organisatorischer Zuordnungen der Verantwortung zwar starke „Einzel-Lösungen“ für die Disziplinen, eine hochgradige Integration ist aber eher selten vorzufinden. Dabei verspricht gerade eine starke Daten- und Prozess-Integration der Systeme Vorteile für den Gesamtablauf. Nimmt man bei diesem Ansatz auch noch weitere Teilbereiche der Supply Chain Execution (SCE), wie zum Beispiel das Yard Management und Distributed Order Management hinzu, wird es umso lohnenswerter, eine Integration anzustreben.

Was sind Ansätze für übergreifende Prozessoptimierungen?

Dieser Frage möchte ich mich über die Prozessführung nähern. Nicht nur in der SAP Welt war und ist es verbreitet akzeptiert, dass das Lager den Transport führt. Mit der Disposition wird erst begonnen, wenn die Bestände reserviert, die Kommissionierung abgeschlossen und die Ware im Lager bereitgestellt ist. Erst dann steht der konkrete Kapazitätsbedarf fest. In Zeiten limitierter Transportkapazitäten ist dieser Zeitpunkt für eine vorausschauende Disposition und Einkauf von Kapazitäten sehr spät. Kurzfriste Bedarfsspitzen können häufig nur noch zu erhöhten Preisen befriedigt werden.

Abhilfe verspricht die Änderung der Prozessführung, in der der Transport das Lager steuert. Der berechtigten Frage, auf welcher Kapazitätsgrundlage die Transportplanung erfolgt, kann mit „Simulation“ entgegnet werden. Im Rahmen der Simulation wird zum Zeitpunkt der Transportplanung die erwartete Anzahl Packstücke berechnet. Einfache Näherungsverfahren, sind hier in der Regel nicht ausreichend. Benötigt werden Heuristiken, die Packstücke im dreidimensionalen Raum unter Berücksichtigung von Restriktionen simulieren. Das Ergebnis sind Informationen über die Anzahl und Eigenschaften der erwarteten Packstücke.

Diese Informationen werden dem Warehouse Management System übergeben, das die simulierten Packstücke nun herstellen soll. Ziel ist dabei nicht die Packstücke 1 zu 1 nachzubilden. Vielmehr ist es das Ziel die in der Transportplanung simulierte Anzahl und idealerweise die Eigenschaften der Packstücke zu erreichen. Die im Lager hergestellten, physischen Packstücke ersetzen nach Fertigstellung die simulierten Packstücke in der Transportplanung. Bei genauerer Überlegung wird man schnell darauf kommen, dass die versuchte Reproduktion der Packstücke im Lager zu Nachteilen im Lagerprozess führen kann. Nachteile, die sich z.B. in Form von erhöhtem Kommissionieraufwand manifestieren. Man hat es hier mit einem klassischen Zielkonflikt zu tun, der sich nur aufheben lässt, wenn Aspekte der Kommissionierstrategie und Lagertopologie in die Simulation aufgenommen werden. Dieses würde voraussetzen, dass in Lager- und Transportsystemen abgebildete Prozesse weit über das Maß einer normalen Integration hinaus zusammenwachsen. Aktuell ist nicht zu erkennen, dass Anbieter entsprechende Systeme entwickeln. Es wird daher wohl noch eine Weile dauern, bis dieser Zielkonflikt systemisch aufgelöst wird.

Sollte man aufgrund dieser Erkenntnis von einer Prozessführung Abstand nehmen, in der der Transport das Lager führt? Nein, ist die eindeutige Antwort. Zum einen können auf Basis der simulierten Packstücke frühzeitig Transportkapazitäten reserviert bzw. eingekauft werden; zum anderen hat die Erfahrung gezeigt, dass der potenzielle Mehraufwand im Lager nicht so hoch ist, als dass er den positiven, im Transport erzielten Effekt, zunichtemacht. Ferner können aus der Simulation Informationen abgeleitet werden, die für eine Anpassung der Lagerprozesse verwendet werden können – sei es bei den Kommissionierstrategien, oder beim Slotting.

Welche weiteren Potenziale gibt es, die über integrierte Warehouse- und Transportkonzepte gewonnen werden können?

Zeitgenaue Bereitstellung der Waren

Zweifelsohne ist die Bildung der Packstücke der anspruchsvollste Berührungspunkt zwischen Lager und Transport. Trotzdem gibt es weitere Berührungspunkte, die zu betrachten es sich lohnt: Unterstellen wir, dass die Packstücke unabhängig davon, ob sie im Transportprozess simuliert wurden oder direkt im Warehouse Management entstanden sind, physisch existieren und im integrierten Prozess der Transportplanung zur Verfügung gestellt wurden. Die in den Transportsystemen geplanten Transporte basieren damit auf realen Packstücken und bilden die Klammer um alle auf ein Transportmittel zu verladenden Güter. Diese Information kann in einem integrierten Szenario dem Lager zur Verfügung gestellt und die Güter nach Vorgaben der Transportplanung, im Versand bereitgestellt werden. Interaktionspunkte in diesem Prozess sind die Bereitstellung der Packstücke aus dem Lager für die Transportplanung sowie die Rückmeldung von Informationen zur Bereitstellung der Waren im Versand. Besonders interessant wird dieser Prozess dann, wenn die Informationen um Echtzeitdaten aus der Transportdurchführung – konkret der erwarteten Ankunft des Fahrzeugs am Standort  – angereichert werden. Steht diese Information aus einem Tracking und Tracing Prozess zur Verfügung und wird diese Information in den Prozess aufgenommen, kann eine zeitgenaue Bereitstellung der Waren im Versand erfolgen.

Ermittlung der Versandart

Ein weiterer interessanter Ansatzpunkt für die Integration von Lager- und Transportprozessen ist die Ermittlung der Versandart und Dienstleister. Besondere Relevanz hat dieser Prozess bei der KEP Abwicklung. Verbreitet sind Prozesse eingeführt, in denen die Versandart und die Dienstleister zu einem frühen Zeitpunkt – auf Auftragsebene festgelegt werden. Gemäß der getroffenen Entscheidung werden Auftragsdaten zur Ausführung ins Lager übergeben. Was wäre, wenn die Ermittlung der Versandart und Dienstleister nicht auf Auftragsebene im ERP-System, sondern im Transportsystem erfolgen würden? Würde so verfahren, könnten Aufträge zunächst gesammelt und als Ganzes bewertet werden. Von gleichen Kunden zeitlich versetzt eingehende Aufträge könnten gebündelt bewertet werden, was zu einer Änderung der Versandart, des Dienstleisters und am Ende zu einer Reduktion der Transportkosten führen kann. Ferner lägen abrechnungsrelevante Informationen im Transportsystem vor, was eine qualifizierte Rechnungsprüfung ermöglicht und den Weg zur Einführung eines Gutschriftverfahrens ebnet.

Zukunft IoT

Aufgrund fortschreitender Technologien insbesondere im Bereich IoT, ist zu erwarten, dass sich weitere Interaktionspunkte zwischen Lager und Transport ergeben werden, die zusätzliche Potenziale zur Kosteneinsparung ermöglichen. Bis es soweit ist, können aber bereits die bestehenden Möglichkeiten validiert und bei positiver Beurteilung umgesetzt werden.
Körber Supply Chain bietet Produkte zur integrierten Planung und Steuerung von Lager- und Transportprozessen. Ebenso verfügt Körber Supply Chain über umfassende Erfahrung in den SAP SCE Module SAP EWM (Extended Warehouse Management) und SAP TM (Transportation Management) und dem Aufbau von integrierten Szenarien. Als kompetenter Ansprechpartner für alle Themen rund um die operative Logistik unterstützen wir auch Ihr Unternehmen bei der Planung um Umsetzung Ihrer Vorhaben.

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