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20.08.2020

Umstellung des SAP WM auf S4/HANA - Teil 1

Mich erreichen immer wieder Fragen zur Umstellung des SAP WM auf S/4HANA, insbesondere dann, wenn SAP WM im Einsatz ist. Im Folgenden habe ich eine Übersicht der häufigsten Fragen zusammengestellt, die eng mit dem Stock Room Management verknüpft sind.

Gibt es auch unter S/4HANA ein SAP WM?

Ja. Wenn Sie von SAP ECC mit einem WM auf S/4HANA migrieren, dann wird das WM automatisch mit migriert. In der Regel sind keine großen Umstellungen erforderlich. Das WM dürfen Sie aber auf S/4HANA bis voraussichtlich 2025 ohne Einschränkungen weiterverwenden.

Wie lange darf ich mein aktuelles zentrales WM noch betreiben?

Wenn Sie das WM auf SAP ECC einsetzen, dann können Sie es weiter nutzen, solange Sie das SAP ECC betreiben. Ab voraussichtlich 2027 werden die Wartungskosten für SAP ECC allerdings erhöht.

Wenn Sie von SAP ECC auf S/4HANA migriert sind, dürfen Sie das WM ohne Einschränkungen nur voraussichtlich bis 31.12.2025 betreiben. Nach diesem Datum dürfen Sie es unter dem Namen Stock Room Management noch mit eingeschränkter Funktionalität weiter betreiben. Folgende Funktionen dürfen Sie voraussichtlich nach 2025 auf S/4HANA nicht weiterverwenden:

  • Task & Resource Management (TRM), welches teilweise als Staplerleitsystem und für die Steuerung von Automatiklagern eingesetzt wird
  • WM-LSR Schnittstelle, mit der häufig Automatiklager mit einem unterlagerten MFR des FT-Herstellers angebunden sind
  • Logistische Zusatzleistungen (LZL), wurden selten eingesetzt
  • Yard Management(WM-YM), wurde bisher kaum implementiert, da es nur für eine Lagernummer eingesetzt werden konnte
  • Cross Docking (WM-CD), wurde auch eher selten eingesetzt
  • Wave Management (WM-TFM-CP)

Dies hat keine technische sondern alleine lizenzrechtliche Gründe.

Benötige ich eine Migration vom WM zum Stock Room Management?

Nein. Eine technische Umstellung von SAP WM auf das neue Stock Room Management ist nicht erforderlich. Sie können das SAP WM ohne Umstellung einfach weiterlaufen lassen. Es ändert sich ausschließlich der Name und damit verbunden die Lizenzbedingungen, die die Nutzung einiger Funktionalitäten voraussichtlich nach 2025 verbieten.

Muss ich für das Stock Room Management zusätzliche Lizenzen zahlen?

Nein. Die User-Lizenzen sind wie beim WM erforderlich und diese wird man in der Regel schon haben. Weitere Lizenzen sind nicht erforderlich. Gleiches gilt übrigens auch für das embedded EWM, wenn man nur die Basis-Funktionen verwendet, die in etwa denen des Stock Room Managements entsprechen.

Für welche Lager ist das Stock Room Management gedacht?

Das Stock Room Management ist für kleine und manuelle Lager gedacht. Dies erkennt man schon anhand der Funktionalitäten die man nach voraussichtlich 2025 nicht mehr verwenden darf. Diese spielen für kleine manuelle Lager in der Regel nämlich keine Rolle.

Die SAP hat erkannt, dass es viele Kunden und die Beratungshäuser zeitlich nicht schaffen würden, die vielen tausende WM Installationen für kleine und manuelle Lager bis voraussichtlich 2025 auf ein embedded EWM umzustellen. Einige Kunden wollten aus diesem Grund sogar schon ihre Migration auf S/4HANA aussetzen. Mit dem Stock Room Management ist dies nun nicht mehr erforderlich, so dass sich die SAP hier sehr gut auf die Kunden zubewegt hat.

Allerdings hat die SAP auch kaum Nachteile durch das Zugeständnis. Da beim Einsatz eines embedded EWM für solche Lager in der Regel ohnehin keine EWM-Lizenzen anfallen würden, hat die SAP hinsichtlich der Lizenzeinnahmen, die die eigentliche Motivation für das SAP EWM sind, auch kaum Nachteile durch das Stock Room Management.

Ich habe S/4HANA und benötige für ein neues ganz einfaches Lager ein LVS. Kann ich dafür das Stock Room Management verwenden?

Ja, die SAP erlaubt dies. Ob dies sinnvoll ist, ist allerdings eine andere Frage. In Fällen, in denen man ein einfaches Lager nur temporär betreibt, ist das Stock Room Management durchaus eine Alternative, weil die Einführung etwas schneller und günstiger ist als mit einem embedded EWM. In anderen Fällen ist ein einfaches embedded EWM in Hinblick auf mögliche funktionale neue Anforderungen, die in der Zukunft kommen können, meist die bessere Lösung.

Hinsicht der Lizenzkosten sind in beiden Fällen in der Regel nur die User-Lizenzen erforderlich, so dass sich die beiden Lösungen in diesem Punkt nicht unterscheiden.

Ich habe ein WM mit vielen Zusatzentwicklungen auf SAP ECC laufen. Was mache ich, wenn ich auf S/4 HANA wechseln möchte?

Diese Frage betrifft gleich zwei sehr wichtige Aspekte nämlich den funktionalen und den lizenzrechtlichen.

Beginnen wir mit dem Funktionalen. Viele Kunden haben über Jahre mit viel Aufwand und Geld optimierte Dialoge und Strategien entwickelt, um ihr Lager so effizient wie möglich betreiben zu können. Diese Optimierungen möchte man natürlich nur ungern aufgeben.

Es ist unbestritten, dass ein EWM eine viel bessere Funktionalität hat als ein WM; derartige individuelle Optimierungen hat aber in der Regel kein Lagerverwaltungssystem der Welt im Standard und so auch nicht das EWM. Bei einem Wechsel zum EWM müsste man diese Optimierungen also neu entwickeln. Die reine Oberfläche der Dialoge könnte man in Teilen sogar übernehmen, da es sich um dieselbe Programmiersprache handelt. Da sich aber alle Tabellen und Datenstrukturen beim EWM vom WM unterscheiden, sind die Aufwände für die erforderlichen Anpassungen sehr hoch. Nicht selten optimiert man bei einem Wechsel vom WM zum EWM auch die Prozesse, so dass danach einige Dialoge oder Strategien gar nicht mehr passen.

Könnte und dürfte man nun in solchen Fällen diese Zusatzentwicklungen mit dem Stock Room Management weiterverwenden?

Ja, das ist – zumindest Stand heute - lizenzrechtlich erlaubt, egal wie groß das Add-on oder die Zusatzentwicklung ist. Derzeit gibt es für solche Zusatzentwicklungen keine lizenzrechtlichen Einschränkungen seitens der SAP. Und die SAP hat auch nicht angekündigt, dass sich daran etwas ändern wird. Technisch kann man die Zusatzentwicklungen problemlos weiterverwenden, da sich technisch beim Stock Room Management gegenüber dem WM nichts ändert, die Zusatzentwicklungen also auf dieselben Datenstrukturen zugreifen wie beim WM.

Allerdings muss man prüfen, ob in solchen Fällen nicht eine jener Funktionen verwendet wird, die man voraussichtlich nach 2025 nicht weiterverwenden darf. Oft ist genau dies der Fall. Und dann wird es kompliziert.

Wir, als Körber Supply Chain Software, haben in vielen Projekten eine komplette Materialfluss-Steuerung ohne dem Task&Resource Management implementiert und sind auch an die SPS-Ebene mit dem WM gegangen. Eine WM-LSR Schnittstelle haben wir also auch nicht im Einsatz und auch keine der anderen Funktionalitäten, die man nicht mehr weiterverwenden darf. In einem solchen Fall, darf man das WM mit allen Add-ons und Zusatzentwicklungen unter dem Stock Room Management auch voraussichtlich nach 2025 hinaus weiter betreiben.

Die Entscheidung, ist aber auch in diesen Fällen nicht einfach. Das SAP EWM bietet deutlich mehr Funktonalität als das WM. Das betrifft z.B. die Integration mit SAP PP (Produktion), SAP QM aber auch mit dem SAP TM (Transportmanagement) oder dem Event-Management. Will man diese Vorteile nutzen, muss man auf SAP EWM wechseln, selbst wenn dies ein großes Projekt ist und Geld kostet. Hinsichtlich der Zukunftssicherheit ist man mit dem EWM auf jeden Fall auf der sicheren Seite.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es keine pauschale Antwort gibt und man sich jeden Einzelfall genau ansehen sollte. Manchmal lässt sich in solchen Fällen ein Wechsel auf SAP EWM mit einer Erweiterung und anderen größeren Veränderungen im Lager geschickt verbinden.

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